Dr. Dinges: Am häufigsten operieren wir Hüft- und Kniegelenke. Dann folgen Schulter-, Finger-, Sprung- und Ellenbogengelenke.
Die häufigsten Gründe für ein künstliches Gelenk sind degenerative Erkrankungen wie Arthrose, also Verschleiß. Aber auch bei entzündlichen rheumatischen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Schuppenflecht-Arthritis oder Morbus Bechterew kann Gelenkersatz notwendig sein. Und dann gibt es noch Patienten mit unfall- oder stoffwechselbedingten Gelenkschädigungen, die Gelenkersatz benötigen.
Das entscheidende Kriterium ist die Feststellung, dass die Lebensqualität des Patienten eingeschränkt oder gar nicht mehr vorhanden ist. Denn der Patient mit seinen Beschwerden steht im Zentrum. Das Röntgen bestätigt den klinischen Befund dann nur noch.
Die Hüft-Implantate bestehen aus standardisierten, zertifizierten Materialien. Die metallischen Teile sind aus beschichtetem Titan gemacht, der Kugelkopf aus Keramik und der Pfanneneinsatz aus sogenanntem hochvernetztem Polyäthylen. Bei den Knie-Implantaten sind die Ober- und Unterschenkelanteile aus einer hochwertigen Metalllegierung hergestellt. Zwischen den beiden metallischen Komponenten, welche am Knochen verankert sind, ist ein Einsatz aus ebenfalls hochvernetztem Kunststoff.
Hüftgelenke setzen wir minimalinvasiv ein. Das heißt, es sind nur kleine Hautschnitte nötig. Außerdem arbeiten wir gewebeschonend, sprich wir schonen die hüftstabilisierenden Muskeln, um eine möglichst schnelle Mobilisierung und Rehabilitation zu gewährleisten. Auch bei künstlichen Kniegelenken nutzen wir kleine, muskelschonende Zugangswege. Und generell gilt am Knie: Nur was kaputt ist, wird ersetzt.
Nach einer Hüft-Operationen müssen Patienten durchschnittlich acht Tage im Krankenhaus bleiben. Bei einer Knie-Operation sind es circa zehn Tage. Wir arbeiten derzeit jedoch an einem „Gelenkersatz Plus-Programm“, das helfen soll, den Krankenhausaufenthalt nach der OP auf sieben oder acht Tage zu verkürzen. Dieses Programm sieht vor, dass Patienten schon vor ihrer OP ins Krankenhaus kommen und gezielt eingebunden und geschult werden. Zum Beispiel sollen sie schon im Vorfeld mit Physiotherapeuten trainieren, um die anschließende Rehabilitation zu beschleunigen.
Wir empfehlen das stark. Die Anschlussheilbehandlung, die ambulant oder stationär durchgeführt wird, beginnt zeitnah und dauert drei Wochen. Unser Sozialdienst übernimmt die Organisation, der Patient muss sich nicht darum kümmern.
Radfahren, Schwimmen, Wandern – all das ist auch mit Gelenkersatz möglich. Auch sind Sportarten wie Skifahren und Tennis mit dem Patienten individuell zu besprechen. Wir wollen ja die Lebensqualität wiederherstellen und Sport gehört dazu. Kleine Einschränkungen gibt es jedoch: Impulsbelastungen wie Hüpfen sollten vermieden werden. Kontaktsportarten wie Handball oder Fußball sind nicht empfehlenswert.
Laut aktueller Studienlage sind nach 18-20 Jahren noch circa 90 Prozent der implantierten Kunstgelenke in Funktion. Somit ist bezüglich der Haltbarkeit von guten bis sehr guten Ergebnisse zu sprechen. Mehr Informationen finden Sie hier.